Zwei Erzählungen

Seestück

 

»Es dauerte ein paar Wochen, bis Friedrich sich fing und sich wieder unter die Leute traute. Das Bild war unangetastet auf der Staffelei geblieben. Er hatte es nicht abgedeckt. Während er an einem Gebirge malte, wollte er es um sich haben. Irgendetwas an diesem Bild - ein im Meer versunkener Schrei - war falsch, er wusste nur noch nicht, was.«

(In: Sinn und Form 6/2016)

 

 

Die Hand

 

»Das Fleisch ist gräulich verfärbt, die Totenflecken sind schon längst nicht mehr zu sehen. Die Fingernägel sind nachgewachsen, er wird sie schneiden müssen und verbietet sich den Gedanken an Krallen. Um den Handstumpf ist ein Tuch aus fein gewobenem, weißem Leinen gewickelt - ein Kalkweiß, das sich um den Eindruck des Reinlichen bemüht, sorgfältig mit einem blauen Band verschnürt.«

(In: Sinn und Form 3/2018)